Arrival First

Verein zur Förderung von Projekten zeitgenössischer Kunst mit prozessualem und reflexivem Schwerpunkt

friendly reminder – investigating memory

Jakob Ehrlich
Gunda Gruber
Johannes Heuer
Sali Ölhafen
Christiane Spatt
Gabriele Schöne
Birgit Zinner

Parallel Vienna
23. – 29.  September 2019
Lasallestraße 5, 1020 Wien

 

 

Die Multimediainstallation „Platzfeuer“ von Jakob Ehrlich ist die Weiterentwicklung der Installation ABSOLUT FEUER, die sich mit dem rigide geregelten „öffentlichen“ Raum des Wiener Praterstern beschäftigt hat.
Bei der aktuellen Arbeit handelt es sich um ein Mischmasch aus eigenen, kollektiven und gefundenen Erinnerungen. Es wird dem hyperindividualisierten Raum des Einzelnen und seiner/ihrer Obsession mit dem Hier und Jetzt nachgegangen.

In Gunda Grubers Arbeit „fast forward rewind #2“ wird ein Objekt aus fragilen räumlichen Elementen zur Projektionsfläche .
Der reale Raum wird vom filmischen überlagert, wobei ein neuer, fragmentierter und bewegter Raum aus Schichtungen und Facetten entsteht.
Die Künstlerin als (Film)Akteurin greift in die räumliche Struktur ein, wird aber gleichzeitig von dieser verändert und deformiert. Vervielfacht und gebrochen erscheint sie gleichzeitig an mehreren Stellen der Projektion. Jedes Gleichgewicht scheint labil, jeder Konstruktion ist der Zerfall bereits von Anfang an eingeschrieben.
Die Arbeit kann im Zusammenhang mit einem künstlerischen Arbeitsprozess gesehen werden, der sich mit der  Instabilität von (Denk-)Systemen beschäftigt. Verschiedene zeitliche Ebenen werden ineinander verschränkt – so wie die Erinnerung an einen vergangenen Moment nie dessen Wiederholung sein kann, sondern eine bruchstückhafte Interpretation aus immer neuen und anderen Überlagerungen von Eindrücken und Sichtweisen darstellt.

INNERE UNRUHEN von Johannes Heuer umkreisen die Themen Fragilität, Balance, Abnutzung und Rekonstruktion.
Es scheint, als setze sich Erinnerung aus einem Konglomerat an atmosphärischen, optischen und akustischen sowie aus olfaktorischen und haptischen Sinneseindrücken zusammen, die, in ihrer Gleichzeitigkeit das Gefühl einer hochpräzisen und detailreichen Imagination von Vergangenem vermitteln. Die ständige Umformung des urbanen Raums erzwingt eine innere Geodäsie, deren topografische Modelle im Laufe der Jahrzehnte sedimentieren. Essenz bleibt eine Konstellation von Markerpunkten von scheinbar vertrauter Form, Funktion und Bezeichnung.

Für Sali Ölhafen sind Postkarten «Friendly Reminders» – die präsentierte Postkarte zeigt eine Arbeit mit dem Titel «GEGENWART», im Format 200 x 180 cm, die 2014 entstanden ist. 
Durch die Erinnerung entsteht ein Raum von Vergangenem, Gegenwart und wahrscheinlich auch Zukunft. 

„Tuesday“  von Gabriele Schöne zeigt die liebenswürdige Erinnerung an ein durch Wiederholungen und Gewohnheiten strukturiertes Leben auf dem Lande.
Das Kohlgemüse wird zum Gericht an Dienstagen. Formen, Linien und Farben ländlicher Umgebung verselbstständigen sich, in Bildern – gemalt, gezeichnet.

Basis und Material der Installation „for all I know“ von Christiane Spatt sind persönliche Erinnerungsfotos an Personen und Begebenheiten, die die Künstlerin prägten; auf den daraus gestanzten Pailletten sind die Motive nicht erkennbar, dennoch gespeichert.
Diese Fragmente werden neu geordnet, dienen als Material neuer Konstrukte und ergeben eine verändertes Bild.

Birgit Zinner  zeigt zwei zeitlich aufeinanderfolgende Versuche, neuerlich zeichnerisch einen Überblick über ihr seit mehreren Jahrzehnten wachsendes Gesamtkunstwerk darzustellen. Durch die Integration der immer wieder neu hinzugefügten Kunstwerke (hier: Kunstbuch Kunst mit Wesen) und Reflexion über die vorhandenen, findet ein ständiger Perspektive- und Wertewechsel statt, sodass sich das Netzwerk von Mal zu Mal verschiebt. Die Schwierigkeit, komplexe und vielschichtige Komponenten zu erfassen und einzuordnen, wird sichtbar. Die Zeichnungen verweisen so selbstreferenziell auf das Paradoxe des Unternehmens und die Relativität des Statements.