Arrival First

Verein zur Förderung von Projekten zeitgenössischer Kunst mit prozessualem und reflexivem Schwerpunkt

We Are Such Stuff

we are such stuff as dreames are made on and our little life 
is rounded with a sleep

Johannes Heuer
Hans Pollhammer
Gabriele Schöne
Christiane Spatt
Birgit Zinner

21. -25. 9. 2016
Parallel Vienna 
Alte Post, Dominikanerbastei, 1010 Wien

Das Thema Stoff / Stofflichkeit wird von den teilnehmenden Künstlern und Künstlerinnen in unterschiedlicher Weise beleuchtet.Den gezeigten Bildern und Objekten ist die große Sinnlichkeit der verwendeten vielfältigen Materialien gemeinsam, doch inhaltlich wird das Thema differenziert betrachtet. 

Bei Johannes Heuer scheint es, als setzt sich Erinnerung aus einem Konglomerat an atmosphärischen, optischen und akustischen, sowie aus olfaktorischen und haptischen Sinneseindrücken zusammen, die, in ihrer Gleichzeitigkeit, das Gefühl vermitteln, eine hochpräzise und detailreiche Vorstellung von Vergangenem imaginieren zu können.Überraschung beim Versuch, ein Objekt aus der Erinnerung nachzubauen: der Tonarm des ersten selbst erstandenen Plattenspielers, ein in der Vorstellung scheinbar bis ins kleinste Detail überlieferter Gegenstand – mutiert durch die Reduktion der Erinnerungsschichten auf den rein formalen Strang zum amorphen Rohling, zur vage definierten Hülle ….
Der Kusskoffer von Hans Pollhammer lockt den Betrachter mit mehrerlei Funktionen. Hat man das „Gerät“ einmal eingeschaltet, beginnen Licht, Motor und Musik ihre jeweils liebevoll aufeinander abgestimmte Choreographie. Durch vom Künstler ausgesparte Doppel-Öffnungen (z.B. auch eingesteckte Flaschenhälse) wird man aufgefordert, näher zu treten und in das Innere zu spähen. Neben Standbildern aus legendären Spielfilmen, mit Musik untermalt, kreisen etwa selbst gebastelte Schiffsmodelle auf ihrer unermüdlichen Rotations-Bahn. An perfekt ästhetischen Oberflächen ist ihm dabei nicht gelegen – die Installationen behaupten sich mitsamt Arbeits- sowie Gebrauchsspuren und Patina.

Gabriele Schöne geht es bei Die Maya und die Vermummten und Auf dem Lande um „Scheinidyllen“, um die lustvolle Begegnung mit der Natur, mit dem Lande, und mit alldem was als „Land und Leutecharakter“ vermarktet wird. Beispiele großer Meister, wie die Tapisseriekartons von Francisco de Goya dienen ebenso als Vorlage, wie die sonntäglichen Beglückungsfotos der Kronen Zeitung. Blinde Flecken, in denen die weißgrundierte Leinwand aus farbiger Malerei und gemusterten Dirndlstoff – Applikationen hervorsticht, sind jedes Mal die Dreh-und Angelpunkte einer aus verschiedenen Bildebenen gefügten Ganzheit.

Für Christiane Spatt ist der Erzählstoff Ausgangspunkt ihrer Arbeiten. Es sind Erinnerungen, die ihre Mutter weitergegeben hat an die nächste Generation. Orte, persönliche Gegenstände, Kleidung, etc. sind aufgeladen mit Assoziationen und Emotionen und funktionieren so als Speichermedien. Wen die Götter lieben war der erste Film, den sie im Kino sah und Grüsse und Küsse ist ein Zitat aus einem Brief ihrer Mutter an ihren Bruder Leo.Birgit Zinner interessiert die Stofflichkeit, die Substanz des Kunstwerks. Sie geht in ihrem konzeptionellen Projekt Mit Kofferkunst quer durch Europa einmal mehr der Frage nach, ob das Kunstwerk eine Aura besitzt, worin diese bestehen und wie diese vermittelbar sein könnte jenseits von einfachen Kategorisierungen und marktimmaneten Kriterien.